Ein 18″ Dobson entsteht, Teil 2

Bau des Dobson

Wenn man einen sehr erfahrenen Teleskopbauer kennt, der einem bei Bau eines Teleskop zur Seite steht, hat man einen Hauptgewinn.
Ich habe das Glück. Nach meinen Ideen und mit dem, was bereits in seinem Computer vorhanden ist, wird mit seinen Erfahrungen per CAD eine detaillierte Zeichnung des zukünftigen Dobson erstellt.

Anhand der Daten aus dem CAD Programm kann man einfach eine Einkaufsliste erstellen. So wird also das Holz bestellt und die benötigen Halbzeuge aus Alu und Stahl besorgt. Einige Teile bestelle ich auch fertig, so z.b. die Kugeln für die Stangen mit denen sie später an der Kiste geklemmt werden. Aus Kostengründen entscheide ich mich für Stangen aus Alu. Carbon hätte zwar einige Vorteile (Gewicht und im Winter nicht kalt) aber der Preis läßt einen schon schwindelig werden. Auf Ebay finde ich einen Anbieter, der auch pulverbeschichtete Rohre anbietet, dort schlage ich zu. Viele Kleinteile finden sich in der perfekt ausgerüsteten Werkstatt meines Freundes.
Viel gibt es für mich nicht zu tun. Die Holzteile werden auf einer CNC Fräse perfekt geschnitten. An der ein oder anderen Stelle muß noch mit einer Oberfräse nachgearbeitet werden, danach wird geleimt. Weder in der Rockerbox noch in der Spiegelkiste befinden sich Schrauben.
Das Hutdesign ist von meinem 12″ übernommen. Meist sieht man, dass die Streulichtblende aus Flugzeugsperrholz von innen angebracht wird. Das sieht zwar schick aus, sinnvoller ist es meiner Meinung aber aussen. Zusammen mit den Hutringen ergibt sich eine viel effektivere Blende. Entgegen der CAD Zeichnung gibt es am Okularbrett aber Öffnungen, damit man dort noch einen Filterschieber unterbringen kann.

Die Fangspiegelspinne ist exzentrisch ausgeführt, dass bietet maximale Steifigkeit bei minimalen Zugkräften. Die Fangspiegelhalterung kann sich des Weiteren nicht um ihre Längsachse verwinden. Die Spinnenbeine sind als flaches Dreieck ausgeführt, auch hier kann sich nichts bewegen. Die Halterung selber besteht aus dem Halter selber, der mit drei Schrauben gegen eine Aluplatte justierbar gekippt werden kann. Die gesamte Halterung ist bereits mit dem notwendigen Offset für f/4.1 ausgelegt. Daher ist die Bohrung nicht mittig, sondern leicht versetzt.

Die Hauptspiegelzelle ist mit Plop berechnet und hat 18 Auflagepunkte. Die Punkte bestehen aus Kunststoffschrauben. Das sorgt dafür, dass sich der Spiegel frei bewegen kann und kein Moment auf ihn ausgeübt wird. Alles ist schwimmend gelagert, die Dreiecke lagern auf innenliegend Wippen. Die laterale Lagerung besteht aus zwei Kugellager, die genau auf die Schwerelinie in der Höhe justiert sind. Die Zelle ist in der Spiegelbox so eingebaut, dass man von vorne justieren kann.
So eine aufwändige Zelle ist notwendig, da der Spiegel extrem dünn ist (25mm) und sich bei kleinster Krafteinwirkung verbiegt und damit das Bild ruiniert.

Nachdem der Rohbau fertig war, ging es an das schleifen und lackieren aller Holzteile.
Ich habe dazu Treppen- und Parkettlack verwendet. Speziell die Schnittkanten des Multiplex müssen besonders Wasserdicht sein. Es muß mehrmals lackiert und geschliffen werden um zu verhindern, dass Feuchtigkeit zwischen die Laminatschichten eindringen kann. Eines der Fotos zeigt den Größenvergleich zu meine 12″. Mitte April waren die Arbeiten am Dobson soweit abgeschlossen.
Der Spiegel war noch unterwegs zum Beschichten, in der Zeit wurden noch einige Kleinigkeiten fertig gestellt.

Am 1. Mai 2019 war es dann soweit. Die letzte Schraube wurde eingedreht. Es war eine der Schrauben für die seitliche Führung der Höhenräder. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben, dass das Teleskop nun endgültig die Werkstatt meines Freundes verläßt und fertig ist. Wobei ein Dobson wie der Kölner Dom ist, irgendwas gibt es immer zu tun.

Das erste Licht war dann in Köln. Arcturus zeigt sich strahlend hell mit einigen winzig kleinen, gestochen scharfen Sternchen in seiner Umgebung. Das Gefühl nach so langer Bauzeit ein fertiges Teleskop zu haben ist unbeschreiblich. Man hat aus einem Stück Glas, Holz und ein wenig Metall ein hochpräzises Instrument geschaffen, dass einem die Wunder der Schöpfung zeigt. Eine Zeitreise ermöglicht und in ferne Welten führt!

Die ersten richtigen Beobachtungen habe ich dann in der Eifel gemacht. Leider wurde es nicht mehr richtig dunkel. Das Teleskop kam auch auf dem ITV zum Einsatz und wurde sogar mit einem Preis bedacht, was mich besonders Stolz macht, auch wenn es keine genialen Neuentwicklungen daran gab. Der Juri gefiel einfach, dass es ein ganz klassischer Dobson war, der einfach perfekt funktioniert.
Richtig dunklen Himmel hatte ich dann erst wieder im September am Vogelberg in Stumpertenrodter Astro Camping. Hier konnte er endlich wirklich zeigen was damit möglich ist.

Zur Herstellung des Spiegels geht es hier lang.